Neue Technik – und doch nicht optimal

Die Dolmetscherin kam kürzlich zu einem langjährigen Kunden, der regelmäßig sehr interessante Workshops durchführt. Dort stand in den fest installierten Kabinen immer ein recht altes Dolmetscherpult,hier links imBild zu sehen, das mit gefühlt drei Knöpfen und zwei Reglern auskam, aber natürlich mit der Zeit in die Jahre gekommen war und nicht mehr perfekt funktionierte…

Am ersten Tag meines Einsatzes empfing mich nun vor den Kabinen strahlend der Einkäufer des Hauses und teilte mir mit, dass man nun endlich neue Dolmetschertechnik installiert habe. Er freute sich, ich freute mich. Aber nicht lange…

Nachdem mich der freundliche und stolze Herr in die Kabine begleitet hatte, stellte ich fest, dass man
Technik von einem bis dato (verdientermaßen) unbekannten Anbieter, wahrscheinlich chinesischer Provenienz (vielleicht von meinem alten Kumpel Fredy), erworben hatte. Soweit, so gut. Ich bedankte mich für die neue Technik und nahm Platz, um meinen Job zu machen. Und zur morgendlichen Kaffeepause war ich einem Wutausbruch nahe. Warum? Tja, da gab es mehrere Faktoren: zum ersten war das Dolmetscherpult farblich, wie drücke ich es diplomatisch aus, dezent gestaltet. Mittelgraue Beschriftung auf dunkelgrauem Hintergrund. Falls es nicht klar ist: Dolmetschen ist eine stressige Angelegenheit; unsere Kapazitäten sind voll gefordert. Und das Letzte was wir Dolmetscher brauchen, ist die mühsame Suche nach dem richtigen Schalter für Relay/Original oder der Sprache, in die zu dolmetschen ist. Man dolmetscht und drückt gefühlt vier Schalter oder Knöpfe…

Hinzu kam, dass die neuen fabelhaften Kopfhörer für Dolmetscher vollkommen ungeeignet waren. Um Missverständnissen vorzubeugen: es waren wirklich fabelhafte Kopfhörer – für einen Tontechniker, der während eines Rockkonzerts hinten im Saal den optimalen Sound abmischt und sich gegen alle Umgebungsgeräusche abschirmen muss.  Aber  die Arbeit eines Dolmetschers stellt andere Anforderungen. Wir brauchen Kopfhörer, die flach sind, damit wir unsere eigene Stimme hören und unseren „Output“, also dass was wir sagen, kontrollieren können. Mit total abgeschirmten Kopfhörern geht das nicht…

Zur Mittagessenszeit erschien wieder der freundliche Einkäufer und war bereit, unsere Dankbarkeitsbezeugungen entgegenzunehmen. Ein schwieriger Moment – meine Kollegin und ich wiesen unter Aufbietung all unserer diplomatischen Fähigkeiten dezent darauf hin, dass dieses und jenes nicht so ganz passt…

Zur Antwort bekamen wir, dass alles ganz genau mit dem Dienstleister für Beschallungstechnik abgestimmt war. Ganz prima. Die Tontechniker hatten entschieden. Offenbar hatte niemand daran gedacht, die Personen, die mit der Dolmetschtechnik arbeiten, zu Rate zu ziehen.

Wir Dolmetscher waren nicht glücklich, und die Zuhörer im Saal waren ebenfalls nicht zufrieden. Es erwies sich nämlich als recht schwierig, auf den Empfängergeräten den richtigen Sprachkanal einzustellen.

Was war das Ende vom Lied? Es wurde nach einer Schamfrist eine neue Anlage von einem der etablierten Anbieter installiert. Halleluja.

Hätte man die Dolmetscher von Anfang an in den Beschaffungsprozess mit einbezogen, wäre hier viel Geld einzusparen gewesen.

Also – wenn Sie daran denken, Ihre fest installierten Kabinen mit Technik zu bestücken, stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Mein Beratungshonorar wird in jedem Fall geringer ausfallen  als die Kosten für eventuell falsch angeschaffte Technik. Lassen Sie uns darüber sprechen…

 

 

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