Unwort des Jahres

Manchmal ist die Autorin dieses Blogs einigermaßen perplex angesichts der Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Als Dolmetscher bzw. Dolmetscherin schaut man in alle Bereich der Gesellschaft und ist als tolerant grundverfasst. Wenn allerdings Bomben in missliebige Zeitschriftenredaktionen geworfen werden und ausländerfeindliche Parolen verbreitet werden, dann bin ich als Mitglied eines Berufsstandes, der sich per definitionem der Kommunikation mit Ausländern verschrieben hat, doch ratlos. Offensichtlich gibt es Menschen, die in einer Art Parallelwelt leben. Aber nun zum Thema:

Am 14. Januar 2015 um 8.00 Uhr  schrieb das Handelsblatt im Morning Briefing:

„Sprachwissenschaftler wollen heute das Unwort des Jahres 2014 bekannt geben. Im Rennen sind die Begriffe „Putin-Versteher“ und „Pegida“. Doch wenn ein Wort die Ächtung verdient, dann das von der „Lügenpresse“. Es entspringt der völkischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts und wurde später zu einem der Lieblingsworte von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels. Gemeint war die demokratische, die nicht-nationalsozialistische Presse. Wenn heute die  Pegida-Anhänger dieses Wort durch die Innenstädte skandieren, kann man nur hoffen, dass sie nicht wissen, was sie rufen. Sprachwissenschaftler als Aufklärer – das wäre doch mal was.“

Einige Stunden später war die Entscheidung gefallen – Unwort des Jahres ist: „Lügenpresse“ Hier die Begründung der Jury.

Eigentlich kommt dieser Blog-Beitrag angesichts der Schnelllebigkeit unserer Zeit viel zu spät. Mea Culpa. Auf der anderen Seite kann man gar nicht oft genug darauf hinweisen, dass wir hier dem Abrutschen in eine Ideologie beiwohnen, die wir eigentlich überwunden glaubten. Umso mehr, als in Nachrichten und Videos immer wieder und bis auf den heutigen Tag das Skandieren eben dieses Begriffs zu hören ist.

 

 

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