Manchmal verläßt der Dolmetscher oder die Dolmetscherin die Dolmetschkabine und arbeitet nicht simultan (also gleichzeitig hören und sprechen), sondern konsekutiv: zunächst spricht der Redner, danach überträgt die Dolmetscherin das Gesagte in die Zielsprache. Ein ausgebildeter Konferenzdolmetscher mit Universitätsabschluss wie ich ist in der Lage, Abschnitte von bis zu 15 Minuten konsekutiv zu dolmetschen. Nicht umsonst umfaßt unser Studium auch eine Ausbildung in spezieller Notizentechnik für Dolmetscher, die mit Stenographie nichts zu tun hat. Die Notizentechnik in ihrer reinen Form basiert nicht auf einer Sprache, sondern verwendet ausschließlich Zeichen, die sprachunabhängig sind. Man könnte also theoretisch von einem Block (wie im Foto dargestellt) in mehrere Sprachen dolmetschen. Hier also ein einfaches Beispiel:
Meine Damen und Herren,
Ich („I“ aus dem Englischen) freue mich außerordentlich (Smiley), die Vertreter der Industrie (rauchender Kamin), der Arbeitnehmer (Buchstabe Alpha für Arbeit, Kopf unterhalb für Arbeitnehmer, Kopf oben wäre Arbeitgeber) und der Gesellschaft (Stenozeichen für „schaft“) heute (Punkt auf dem Zeichen für begrüßen, s. u.) in Hamburg (Autokennzeichen Hansestadt Hamburg) begrüßen zu können (Symbol eines Menschen mit ausgestreckter Hand).
Die Zeichen sind großzügig auf dem Blatt verteilt, damit man auf einen Blick den gesamten Satz erfassen kann. Das Subjekt des Satzes steht immer links von dem Strich, den ich auf jedem Blatt von oben nach unten ziehe. Das Ende des Satzes markiere ich mit einem Querstrich.
Ach ja, zur Zeit befinde ich mich in Hamburg, aber das haben Sie ja an dem Notizblock schon gemerkt…