Für alles gibt es ein erstes Mal. So habe ich neulich bei einem Dolmetscheinsatz, der als „Simultandolmetschen“ deklariert war, ein seltsames Konstrukt vorgefunden:
Der Vertreter des hier agierenden Anbieters für Konferenztechnik erläuterte mir, dass es sich hier um eine „Auf-Tisch-Dolmetschkabine“ handelt. Aha. Die Veranstaltung soll in einer halben Stunde losgehen, die organisierende Dolmetscherin ist nicht anwesend und auch telefonisch nicht erreichbar – also füge ich mich in mein Schicksal. Man hatte einen Konferenztisch bereitgestellt, schön mit weißen Tischtüchern eingedeckt, darauf zwei Dolmetschpulte installiert, Kopfhörer bereitgelegt, den Aufbau einfach obendrauf gestellt…Voilá, fertig ist die „Dolmetschkabine“.
Mitnichten! Man sieht auf dem Bild ganz gut, wie wackelig die Konstruktion ist. Seitwärts keine Glasscheibe; man arbeitet wie in einem Tunnel. Wenn der Dolmetscher aufsteht, muss er aufpassen, sich nicht den Kopf anzuhauen. Und, ganz wichtig: hier ist natürlich nichts schalldicht, das heißt, die Konferenzteilnehmer, die, wie auf dem Foto zu sehen, ja teilweise sehr nahe an der „Kabine“ saßen, hörten unfreiwillig während der gesamten Veranstaltung die Stimmen der Dolmetscher.
Der Kasten ist nicht umgefallen, auf dem Falten werfenden Tischtuch ist kein Wasserglas umgefallen, es hat sich niemand beschwert – aber gute Arbeitsbedingungen sehen anders aus. Eine „richtige“ Dolmetschkabine kann gar nicht so viel mehr gekostet haben.
Ich habe die ganze Sache unter „Erfahrungen“ abgebucht und hoffe, dass dies mein erster und letzter Einsatz im „Kasperletheater“ war!
2 Gedanken zu “Auf-Tisch-Dolmetschkabine!?!?”
So etwas habe ich als Dolmetscherin noch nie gesehen und erlebt! Auf Ihrem Foto spiegelt sich die Fensterjalousie in dem Sichtfenster der „mobilen Dolmetschkabine“ so, dass es auf den ersten Blick aussieht, als ob die Dolmetschkabine einen Vorhang hätte. Die Assoziation mit einem Kasperletheater trifft voll zu 🙂
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Für mich war dieses Konstrukt auch derart exotisch, dass ich sofort das Handy gezückt und das gute Stück abgelichtet habe. Ich wünsche uns allen, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt.
Gruß,
Anna Mantel